Getrag: Massive Auseinandersetzung droht

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24.03.2010 Über 2.000 Beschäftigte von Getrag protestierten vor der Unternehmenszentrale in Untergruppenbach gegen die Pläne des Getriebeherstellers, jeden vierten Arbeitsplatz zu streichen.

23.03.2010
Untergruppenbach - Über 2.000 Beschäftigte von Getrag haben heute vor der Unternehmenszentrale in Untergruppenbach (Kreis Heilbronn) gegen die Pläne der Geschäftsleitung protestiert. Der Getriebehersteller will an seinen fünf deutschen Standorten jeden vierten Arbeitsplatz streichen und das ehemalige Stammwerk in Ludwigsburg ganz schließen.

Insgesamt werden mindestens 700 Arbeitsplätze bedroht. Alleine in diesem Jahr sollen bereits über 400 Stellen wegfallen - und dies obwohl es einen tarifvertraglich vereinbarten Kündigungsschutz bis Ende 2011 gibt. Noch härter trifft es die Beschäftigten am Standort Ludwigsburg. Erst im Frühjahr 2009 hat sich die IG Metall nach einem zähen Ringen mit der Unternehmensleitung von Getrag auf eine Standortgarantie bis Ende 2012 geeinigt. Davon will das Unternehmen nun nichts mehr wissen und das Werk bis Ende 2011 komplett dicht machen.

Doch damit nicht genug. Obwohl die rund 2.700 Beschäftigten im Inland in den vergangenen Jahren durch Verzicht auf tarifliche Leistungen bereits mehr als 100 Millionen Euro zum Erhalt ihrer Arbeitsplätze beigetragen haben, will das Unternehmen den jetzt angekündigten Restrukturierungskurs auch noch von den Mitarbeitern bezahlen lassen. Sie sollen den angekündigten Stellenabbau selbst durch den Verzicht auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld in diesem und im kommenden Jahr bezahlen. Außerdem sollen sämtliche Tariferhöhungen bis 2012 ausgesetzt werden.

"Einer solch blindwütigen Kahlschlagspolitik können wir nur eine deutliche Absage erteilen", machte deshalb IG Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann als Hauptredner der Kundgebung deutlich. Er griff gleichzeitig die Unternehmensspitze von Getrag scharf an und bezeichnete die Pläne als "Ausdruck der verlotterten Managementmethoden" des Getriebeherstellers. "Es kann doch nicht sein, dass eine gut bezahlte Führungsspitze hausgemachte Probleme und eigene Fehlleistungen versucht von der Belegschaft ausbaden zu lassen. Die Beschäftigten sollen zahlen, weil ein offensichtlich überfordertes Management nicht in der Lage ist, ein zukunftsfähiges Konzept auf die Beine zu stellen, mit dem das Überleben der Standorte und somit auch der Arbeitsplätze gesichert ist."

Hofmann forderte die Unternehmensleitung von Getrag auf, sich ohne Abstriche an die geschlossenen Verträge und die daraus entstehenden Verbindlichkeiten zu halten. "Die Beschäftigten haben ihren Teil mehr als erbracht. Sie dürfen nicht länger für ein konzeptionsloses Management bluten. Das heißt: Alle Standorte und die Beschäftigung erhalten, so wie im April 2009 vereinbart." Einen Vertragsbruch würden Belegschaft und IG Metall nicht ohne massive Gegenwehr hinnehmen, so der Gewerkschafter weiter. Wenn das Unternehmen nicht einlenke, sei die heutige Kundgebung erst der Auftakt einer massiven Auseinandersetzung.

Letzte Änderung: 24.03.2010