Getrag: Verhandlungen ohne Ergebnis

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14.01.2009 Getrag lehnt Restrukturierungskonzept ab und fordert 27 Millionen an Einsparungen.

Nach mehreren Stunden wurden die Verhandlungen über ein Restrukturierungskonzept für Getrag am Abend des 13. Januar 2009 ergebnislos beendet. Die Verhandlungsparteien waren in der dritten Verhandlungsrunde einer Lösung nicht näher gekommen. Das bereits im Dezember vorgelegte Restrukturierungskonzept der Arbeitnehmerseite hat die Geschäftsleitung abgelehnt und fordert stattdessen von den Beschäftigten ein Einsparvolumen von mindestens 27 Millionen Euro.

Der Automobilzulieferer Getrag ist durch gescheiterte Expansionspläne und Auftragseinbrüche in Schwierigkeiten geraten. Dafür sollen jetzt aus Sicht der Geschäftsleitung die Beschäftigten zahlen. Einen solchen Weg lehnen Betriebsräte und IG Metall ab. Die Belegschaften werden heute auf Betriebsversammlungen an den Standorten über den aktuellen Stand informiert. Nach ersten Meldungen gab es überall ein gewaltiges Interesse der Beschäftigten und einen großen Unmut über das Verhalten der Geschäftsleitung.

Position der Arbeitnehmerseite

Die Arbeitnehmervertreter waren mit den Positionen des vorgelegten Konzeptes in die Gespräche gegangen:

  • Erhalt aller Standorte (wie es auch im bisherigen Tarifvertrag zur Standortsicherung vereinbart ist)
  • Ein maximaler sozialverträglicher Beschäftigtenabbau von 234 Beschäftigten
  • Das Einsparvolumen beträgt insgesamt 15,2 Mio. Euro.

Das will Getrag

Der Verhandlungsführer der Arbeitgeberseite Hans-Jürgen Förster hat die vom Saarbrücker INFO-Institut ausgearbeiteten Vorschläge komplett abgelehnt und im Gegenzug eine Forderung nach einem Einsparvolumen von mindestens 27 Millionen Euro aufgestellt. "Darunter geht gar nichts!", so Förster in den Gesprächen. Das Einsparvolumen will die Geschäftsleitung durch

  • Schließung des Standortes Ludwigsburg
  • Entlassung von insgesamt 380 Beschäftigten

erreichen.

Alternativ, so Försters Vorstellungen, könne auch über die

  • Fortführung des Standortes Ludwigsburg mit noch 100 Beschäftigten für noch zwei Jahre
  • finanziert durch einem weiteren Beitrag der Beschäftigten von zusätzlich mindestens 5 Mio. Euro

gesprochen werden.

Die Drohkulisse

Um ihre Ziele durchzusetzen hat Getrag folgendes Bedrohungsszenario aufgebaut:

  • Kündigung des Standortsicherungs-Tarifvertrages und damit die Aufhebung der Beschäftigungssicherung
  • Komplettschließung des Standortes Ludwigsburg
  • Verlagerung der Produktion zu den ausländischen Standorten in Schweden, Italien und die Slowakei
  • Zusätzlich ein Arbeitsplatzabbau in den anderen Werken
  • Insgesamt 640 Entlassungen an den Standorten in Baden-Württemberg.
  • Rücknahme der Zusage den bisherigen Sozialplan anzuwenden und damit die Kürzung der Mittel

Beschäftigte sind nicht erpressbar

Hubert Dünnemeier, Verhandlungsführer der IG Metall, zeigte sich verärgert über die Erpressungsversuche der Geschäftsführung von Getrag. "Da wird mir nichts, dir nichts ein gutes Konzept vom Tisch gewischt, ohne ernsthaft darüber zu reden. Stattdessen sollen die Beschäftigten den Karren alleine aus dem Dreck ziehen."

Für die Verhandlungskommission ist klar: "Belegschaft, Betriebsrat und IG Metall sind nicht erpressbar! Dem Verhandlungsführer der Geschäftsführung Förster wird es nicht gelingen die Belegschaften für die verfehlte Unternehmenspolitik und Managemententscheidungen in die Haftung zu nehmen." Gleichzeitig machte Dünnemeier alleine die Geschäftsführung für die Folgen dieses unternehmerischen Konfrontationskurses verantwortlich und erklärte: "Eine solche erpresserische Politik werden wir nicht tatenlos hinnehmen. Sollte die Geschäftsführung den gültigen Standortsicherungs-Tarifvertrag kündigen, werden die Belegschaften die entsprechende Antwort geben."

Letzte Änderung: 14.01.2009