8 Prozent mehr sind gerecht
Die Erwartungshaltung der Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie ist hoch. Aus Inflationsausgleich, Produktivitätszuwachs und einer sogenannten Umverteilungskomponente als Ausgleich für steigende Unternehmensgewinne und sinkende Lohneinkommen, setzt sich die Forderung der IG Metall für die im November beginnende Tarifrunde zusammen.
Der IG Metall Vorstand hatte bereits eine Lohnforderung zwischen 7 und 8 Prozent vorgeschlagen. Jetzt waren die Aktiven vor Ort aufgefordert, diese Zahlen zu diskutieren und darüber abzustimmen. 120 Betriebsräte und IG Metall-Funktionäre aus den Metallbetrieben der Region trafen sich dazu am Donnerstagabend in der Max-Kade-Halle in Steinbach.
Die hohe Preissteigerung bei Notwendigkeiten des alltäglichen Lebens wie Benzin und Lebensmittel ist nicht nur "gefühlt" sondern real, die Kaufkraft sinkt. Der Aufschwung ist bisher weitgehend an den Beschäftigten
vorbeigegangen. Deshalb ist die Forderung nach 8 Prozent mehr Einkommen "nicht unverschämt sondern gerecht und begründbar" rechtfertigt Walter Doberer, Betriebsratsvorsitzender bei Acument in Schrozberg die höchste
Lohnforderung der IG Metall seit 16 Jahren.
Richard Neumann, Betriebsratsvorsitzender bei Getrag in Neuenstein ergänzt: "Wenn ich für die gleiche Menge Heizöl dieses Jahr 800 Euro mehr ausgebe, dann ist das 40 Prozent teurer und nicht nur 2-3 Prozent. Einen
Kühlschrank oder PC brauch ich höchstens alle paar Jahre mal" ärgert er sich über die veröffentlichten Preisstatistiken.
Äußerungen von Gesamtmetallchef Martin Kannegießer wonach die IG Metall mit ihrer Forderung die Arbeitsplatzsicherheit aufs Spiel setze rückt Martin Gaukel, Betriebsratsvorsitzender bei Bosch in Crailsheim zurecht: "Unsere Auftragsbücher sind auch nächstes Jahr mehr als voll."
Vielmehr muss eine kräftige Tariferhöhung in der Metall- und Elektroindustrie angesichts nachlassender Exporte ein Wachstum bei der Nachfrage im Inland ermöglichen. Darüber hinaus kann die Branche aufgrund der anhaltend guten Wirtschaftslage einen Beitrag für mehr Gerechtigkeit leisten, denn die Schere zwischen Löhnen und Gewinnen geht immer stärker auseinander.
"In dieser Tarifrunde brauchen wir eine so deutliche Tariferhöhung, dass man sich die Durchsetzung nur mit Streik vorstellen kann" sagt Rainer Salm von der IG Metall Baden-Württemberg in Steinbach und kündigt an, dass bereits nach einer Woche Warnstreik die Urabstimmung geplant ist, sollten die Arbeitgeber kein verhandlungsfähiges Angebot vorlegen.
Am Ende wurde mit großer Mehrheit eine Forderungsempfehlung von 8% beschlossen. Wichtig ist den Metallern dabei, nicht nur "eine schöne Forderung" aufzustellen. Sie wollen das Ergebnis auch möglichst nah an diesen 8% sehen. Dafür wollen sie Druck machen. "Denn wir sind Leistungsbringer, nicht Lohnempfänger" unterstreicht IG Metall-Vertrauensmann Johann Kirsch bei Bausch & Ströbel in Ilshofen die Ansprüche der Beschäftigten.
Letzte Änderung: 30.09.2008