Keine Arbeitszeitverlängerung

Gute Tarifverträge - Gute Arbeit

29.01.2004 Tarifforderung bekräftigt

150 Betriebsräte und Vertrauensleute diskutierten am 28. Januar in Schwäbisch Hall die Tarifforderung der IG Metall und das Angebot der Arbeitgeber.

Heidi Scharf, erste Bevollmächtigte der IG Metall zeigte auf, dass der Bundesverband der deutschen Arbeitgeber bereits 1994 die Rückkehr zur 40-Stunden-Woche in einem Eckpunkte-Papier formuliert hatte. Nun wird versucht, durch betriebliche Öffnungsklauseln die unbezahlte Verlängerung der Arbeitszeit herbeizuführen. Es geht den Arbeitgebern bei der Forderung um Arbeitszeitverlängerung nicht um die Sanierung des Betriebes, sondern um einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den Konkurrenten.

Martin Gaukel, Betriebsratsvorsitzender von Bosch in Crailsheim, berichtet, dass Bosch angetreten ist, die 40-Stunden-Woche ohne Bezahlung in allen Bosch-Betrieben durchzusetzen. Alle Beschäftigten der Bosch-Betriebe werden sich gemeinsam gegen diese Bestrebungen wehren. Andere Betriebsräte schilderten die Flexibilisierung der Arbeitszeiten. So wird in Saisonbetrieben über Zeitkonten einige Monate länger, in anderen Monaten dafür weniger gearbeitet. Das bringt den Beschäftigten ein gleichmäßiges Einkommen und dem Unternehmen die Möglichkeit des flexiblen Einsatzes.

Die IG Metall hat in der Vergangenheit aus Insolvenzen heraus Sanierungs-Tarifverträge abgeschlossen, die zunächst eine längere Arbeitszeit vorsehen. In einem Stufenplan werden die Betriebe wieder zurück an die 35-Stunden-Woche der Flächentarifverträge geführt. Dagegen versperrt sich die IG Metall nicht. Wohl aber gegen einen Wettbewerbsvorteil, der andere Betriebe in enorme Schwierigkeiten bringt und zu weiteren Entlassungen oder Insolvenzen führen würde.

Die IG Metall wird über ihre Tarifverträge nicht einem Arbeitsplatzabbau durch die Unternehmen zustimmen, so Heidi Scharf. Ein Beispiel: Der Kostendruck der Auto-Industrie auf die Zulieferer ist jetzt schon enorm hoch. Wenn nun eine Arbeitszeitverlängerung ohne Bezahlung möglich würde, wäre die Automobilindustrie die erste, die wegen dieser neuen kostenlosen Arbeitszeiten weitere Preisreduzierungen von den Zulieferern verlangen würde. So würden zum Beispiel bei Getrag in Neuenstein bei einer Verlängerung auf die 40-Stunden-Woche 144 Beschäftigte und bei Textron Sükosim in Schrozberg 38 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verlieren.

Das finanzielle Angebot der Arbeitgeber von 1,2% für 15 und weitere 1,2% für 12 Monate wurde scharf zurückgewiesen und schlichtweg als unzumutbar bezeichnet. Da in dieser Tariferhöhung auch noch die Finanzierung des neuen Entgeltrahmentarifvertrag enthalten sein soll, würde dies eine Erhöhung der Grundeinkommen um lediglich 0,5% im Monat bedeuten. Dies gleicht noch nicht einmal die Preissteigerungsrate aus. Wer die Binnennachfrage stärken will muss den Menschen in diesem Land wieder etwas in den Geldbeutel tun, so der Betriebsratsvorsitzende der Fa. Huber in Öhringen Siegfried Hubele.

Zum Schluss forderte Heidi Scharf die Anwesenden auf, alles zu tun, auch Warnstreiks durchzuführen, damit am Ende der Tarifauseinandersetzung ein guter Abschluss steht und die 35-Stunden-Woche erhalten bleibt.

Letzte Änderung: 13.02.2008