#Blog 6 Fazit

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24.11.2022 Die Gewerkschaft ist das Werkzeug der Beschäftigten, um ihre Arbeits- und damit Lebensbedingungen zu gestalten. Die Menschen vernetzen sich dafür in der IG Metall.

Am Anfang war ein Gefühl von Müdigkeit. 2 Jahre Corona-Trouble und ständiger Krisenmodus: Transformation, Corona, Ukraine-/Lieferkettenkrise. Die Zeiten sind rau, unsicher und schnelllebig. Da fühlt man sich manchmal nur noch als Passagier:in. Ständig nur reagieren. Dabei liegt einem als Gewerkschafter:in doch das Agieren im Blut. Wir wollten diesem Gefühl etwas entgegensetzen. Wieder neuen Wind unter die Flügel kriegen.

Die Gewerkschaft ist das Werkzeug der Beschäftigten, um ihre Arbeits- und damit Lebensbedingungen zu gestalten. Das gilt für alle Beschäftigten gleichermaßen. Egal, ob Betriebsrat oder nicht; egal, ob Führungskraft oder in der Leiharbeit; egal, ob am Band oder im Büro. Alle verbringen einen Großteil ihrer Zeit "auf Arbeit", um sich und ihren Familien ein gutes Leben zu ermöglichen. Sie alle haben es verdient, dabei mit Wertschätzung und Respekt behandelt zu werden. Die Arbeit muss ihren Wert haben und behalten - gerade auch wenn die Inflation zuschlägt.

Unser Plan war ein bisschen wahnsinnig: Wir sprechen mit allen Beschäftigten in allen Betrieben der Region Schwäbisch Hall, die unter den Organisationsbereich der IG Metall fallen. Ist der Plan aufgegangen?

Erstmal ein Blick auf die Fakten. Wir waren im Ansprachezeitraum in 110 Betrieben und haben dort mit etwa 12.500 Beschäftigten mindestens einmal gesprochen. Manchmal hatten wir echte Probleme, weil die Chefs mit allen Mitteln versucht haben, die Tür zuzuhalten. Als würde die Idee von besseren Arbeitsbedingungen ein bedrohliches Virus sein. Und in manchen Betrieben waren wir gleich mehrfach, weil die Beschäftigten es abgefeiert haben, dass wir da waren. Knapp 1000 Menschen haben sich entschlossen, jetzt Mitglied der Gewerkschaft zu werden. Eine klare Bestätigung, dass unser Ansatz der Richtige war.

Und was uns noch mehr freut: In drei Betrieben haben die Beschäftigten den Mut gefasst, die Gründung von Betriebsräten ins Auge zu fassen. Drei andere Betriebe haben sich auf den Weg gemacht, Tarifbedingungen zu erstreiten. Dazu haben wir eine schwierige Tarifrunde gelöst. Es ist gelungen die Entgelttabelle in den nächsten zwei Jahren schrittweise um 8,5 % zu erhören. Dazu kommen 3000 EUR steuerfreie Einmalzahlungen. Ein Fortschritt die Krisenkosten nicht alleine aus der Tasche der Beschäftigten zu finanzieren. Da müssen wir aber weiter dranbleiben. In kommenden Tarifrunden und immer wieder gegenüber der Politik - aber besonders an der Basis, in den Betrieben.

Das ist uns wichtig: Die Menschen machen sich auf, etwas zu verändern, vernetzen sich dafür in der IG Metall und warten nicht darauf, dass ein Kaiser oder Tribun sie beglückt. Das ist Gewerkschaft, wie wir sie uns vorstellen!

Klar, der Aufwand war groß. Es waren über 70 Helfer:innen in den 5 Wochen vor Ort. Die Intensität für Betriebsräte und Ehrenamt war enorm. Das schafft man nicht 12 Monate im Jahr.

Aber wir sind uns sicher, die Gewerkschaftsarbeit gehört nachhaltig verändert. Wir müssen weniger in Konferenzräumen und mehr bei den Menschen an den Arbeitsplatz die Aktivität entfalten. Wir können nicht alle Probleme der Arbeitswelt mit einem Anwalt lösen, sondern müssen die Menschen befähigen, selbst mit ihren Kolleg:innen aktiv zu werden. Veränderungen hängen oft an Machtfragen. Die Arbeitgeber haben über ihr jeweiliges Führungsmodell ihre Machtstrukturen, die Beschäftigten müssen sie erst aufbauen, um auf Augenhöhe zu kommen und die IG Metall liefert dafür die passgenaue Unterstützung.

Um die brennenden Themen und die Menschen, die sie anpacken wollen, zu finden, müssen wir regelmäßig runter von den eingetretenen Pfaden. Natürlich ist es gemütlicher, auf ausgetretenen Pfaden zu wandeln. Aber nur, wenn wir uns auch mal links und rechts durchs Dickicht schlagen, finden wir die Schätze. Die Menschen, die sich engagieren wollen, sind der Reichtum der Gewerkschaft. Die stehen aber nicht immer wartend mit Koffern am Wegesrand.

Der Erfolg in Schwäbisch Hall kann jetzt nicht einfach ins Fotobuch wandern und dort verstauben. Der Erfolg in Schwäbisch Hall ist ein Auftrag der Menschen aus den Betrieben an die IG Metall nah bei ihnen zu sein. Schließlich sind wir alle zusammen die Gewerkschaft. Wir nehmen diesen Auftrag an und werden die Graswurzelarbeit vor Ort intensivieren. Und wir tragen diese Fackel auch in die restliche Bundesrepublik.

Am Ende danken wir allen von ganzem Herzen, die hier in den letzten Wochen so viel Leidenschaft auf die Straße gebracht haben. Und auch den Spaß nicht vernachlässigt haben: Die Abende im Gewerkschaftshaus waren legendär ;-D. Die Unterstützung aus allen Ebenen war ein echter Booster. Insbesondere danken wir natürlich den vielen mutigen Menschen in den Betrieben, die das schlagende Herz der Gewerkschaft sind.

Wir sind hier - in der Region, in den Betrieben, bei den Menschen!
Uwe Bauer - 1. Bevollmächtigter IG Metall Schwäbisch Hall
Andreas Flach - Projektleiter Gemeinsames Erschließungsprojekt

Anhang:

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Letzte Änderung: 24.11.2022