Film zum Internationalen Frauentag

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Das Kino im Schafstall zeigt den Film "Suffragette - Taten statt Worte"

Termin:

10.03.2017 20:00 Uhr bis 22:00 Uhr

Veranstaltungsort:
Kino im Schafstall
Im Lindach
74523 Schwäbisch Hall

Sie wollten wählen - und wurden verlacht: Fast achtzig Jahre lang forderten britische Frauen mit friedlichen Mitteln das Wahlrecht, ohne Erfolg. Anfang des 20. Jahrhunderts radikalisierten sie sich, auch unter Einsatz ihres Lebens. Das spannende Period Piece setzt der in Geschichtsbüchern immer noch ausgeblendeten Suffragetten-Bewegung ein würdiges filmisches Denkmal.

Fesselnd wie ein Thriller erzählt Regisseurin Sarah Gavrons leidenschaftlich von den mutigen Pionierinnen in diesem Bürgerkrieg der Geschlechter. Nicht zuletzt durch die Oscar-reife Leistung der neuen englischen Kinokönigin Carey Mullican trifft das aufwühlende Historiendrama auch heute den Nerv der Zeit.

London, West End, März 1912. Maud Watts (Carey Mulligan) hastet nach einem langen Arbeitstag in der feuchtkalten Wäscherei durch die Straßen. Sie muss noch ein Paket bei der Kundschaft abliefern, obwohl sie längst Feierabend hätte. Plötzlich splittert vor der jungen Mutter die Schaufensterscheibe eines Modegeschäftes. "Wahlrecht für Frauen", ertönt es neben ihr. Und innerhalb von Sekunden entsteht ein Tumult. Polizisten verhaften umstehende Frauen, zerren sie in ihre Autos. Verwirrt steht sie am Straßenrand als plötzlich ihre Kollegin Violett (Anne-Marie Duff) auftaucht.

Die macht aus ihrer politischen Einstellung kein Hehl. Wortreich versucht die Aktivistin Maud zu überzeugen, sich den Suffragetten anzuschließen. Nach anfänglichem Zögern lässt Maud sich überreden, zu einem geheimen Treffen zu kommen. Im Laden der engagierten Apothekerin Edith (Helena Bonheim-Carter) versammeln sich die Frauen im Hinterzimmer. Ein folgenschwerer Moment. Denn bald darauf findet sich Maud im englischen Parlament wieder. In Gegenwart von Ministerpräsident David Lloyd George (Adrian Schiller), einem Labour-Funktionär, schildert sie bei einer Anhörung zum Frauenwahlrecht ihre Arbeitsbedingungen. Zum ersten Mal in ihrem Leben erlebt sie das Gefühl, wirklich gehört zu werden.

Umso größer ist ihre Enttäuschung über das Ergebnis. Gespannt wartet sie Monate später zusammen mit hunderten von Frauen vor dem Unterhaus. Doch die Politiker haben sich nicht bewegt. Hartnäckig ignorieren die Regierenden ihr Anliegen. Immer noch sind sie der Meinung: "Frauen fehlt das ruhige Naturell und die Charakterfestigkeit, sie können nicht am politischen Leben teilhaben". Und erneut knüppelt die Polizei auf die Frauen ein, um die Menge auseinander zu treiben. Maud wehrt sich und landet zum ersten Mal im Gefängnis. Traumatisiert kommt sie nach einer Woche wieder zuhause an.

Doch ihr sonst sanfter Mann Sonny (Ben Whishaw) zeigt wenig Verständnis. Ihre Veränderung bedroht ihn. Er schämt sich vor den Nachbarn für ihr Verhalten. Für Maud jedoch gibt es trotz aller Angst kein Zurück mehr. "Mein Leben lang war ich gehorsam, habe getan was Männer von mir wollten", sagt sie. "Aber das kann ich jetzt nicht mehr". Entschlossen macht sich die Arbeiterin gemeinsam mit den Suffragetten unter der Leitung von Emmeline Pankhurst (Meryl Streep) auf den Weg und ahnt noch nicht, welch hohen Preis sie und ihre Mitstreiterinnen dafür bezahlen sollten. Mit zunehmender Gewalt versuchen die Behörden, die Bewegung einzudämmen.

Engagiert beleuchtet Regisseurin Sarah Gavron den mit zivilem Ungehorsam geführten Kampf der Suffragetten. Weder beschönigt die Britin, noch verfällt sie in nostalgisches überlebensgroßes Heldinnenpathos. Die fast dokumentarisch anmutenden Szenen wirken bis ins Detail authentisch. Aufrüttelnd vermitteln sie die schockierende Erinnerung an die Opfer, die Frauen bringen mussten. Das erstrebte Wahlrecht ist dabei nur ein Baustein einer patriarchalen Gesellschaft, die Frauen aller Schichten entmündigte. Nicht zuletzt deshalb stellt Drehbuchautorin Abi Morgan das Schicksal der fiktiven Arbeiterfrau Maud in den Mittelpunkt der emotionalen Milieustudie samt packendem politischem Lehrstück.

Eindringlich, erschütternd und unglamourös verkörpert Carey Mulligan die persönliche Entwicklung dieser charakterstarken Schlüsselfigur in all ihren Facetten. Die 30jährige Londonerin erzählt ganze Geschichten allein mit ihren Blicken. Ihren Durchbruch schaffte sie in dem Jugenddrama "An Education". Mittlerweile ist die smarte Tochter eines englischen Hotelmanagers und einer walisischen Collegedozentin rasant in Hollywoods erster Liga angekommen. Für ihre enorme Leistung in dem atmosphärisch dichten Erzählkino wurde die junge Mutter bereits bei den Hollywood Film Awards zur besten Schauspielerin gekürt.

Keine andere Filmschauspielerin in der Geschichte Hollywoods wurde jedoch so oft ausgezeichnet wie der sympathische Super-Star Meryl Streep. Die inzwischen 66jährige verleiht ihrem kurzen Auftritt als unbeugsame Frauenrechtlerin Emmeline Pankhurst glaubwürdige Leinwandpräsenz. Aber auch Co-Star Helen Bonham-Carter begeistert endlich ohne skurrillen Tim-Burton-Touch in dieser Riege ausgezeichneter Charakterdarstellerinnen. Last but not least gelingt es dem sehenswerten Emanzipationsdrama souverän seine männlichen Protagonisten klischeefrei darzustellen.

Letzte Änderung: 20.02.2017