Show Balls! Rund 6.000 machen mit

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10.06.2010 Rund 6.000 Gewerkschafter sind heute zu den fünf Aktionsorten der IG Metall geströmt, damit wurden die Erwartungen übertroffen. Laut und aktiv haben sie Perspektiven für junge Menschen gefordert.

Stuttgart - Rund 6.000 Gewerkschafter sind heute zu den fünf Aktionsorten der IG Metall geströmt, damit wurden die Erwartungen übertroffen. Laut und aktiv haben sie von Politik und Arbeitgebern Perspektiven für junge Menschen gefordert. Die Aktionsorte in Stuttgart, Rastatt, Friedrichshafen, Offenburg und Aalen wurden in ein Meer aus Zukunftswünschen getaucht. Seit Tagen waren gelbe Aktionsbälle hierfür in den Betrieben unterwegs, auf die Beschäftigte ihre Forderungen und Wünsche notiert hatten. An allen Standorten herrschte eine tolle Stimmung, die gelben Bälle flogen durch die Luft und die Jugendlichen riefen: "Show Balls!"
Der 2. Vorsitzende der IG Metall, Detlef Wetzel, sagte vor über 2.500 Gewerkschaftern auf dem Stuttgarter Marktplatz, die Zukunftschancen der jungen Generation seien auf den Aktienmärkten verzockt worden. Er bezeichnete es als "unverantwortlich", wenn Praktika, Leiharbeit und befristete Jobs nicht die Ausnahme, sondern die Regel seien. Und es sei "unerträglich", wenn 56 Prozent der unter 25jährigen im Niedriglohnbereich arbeiten müssten. "Das zeigt, dass die Politik nichts für die junge Generation in diesem Lande tut. Die Jugend wird um ihre Lebens- und Arbeitsperspektive betrogen."
Die Gewerkschafter fordern deshalb eine Regulierung des Arbeitsmarktes. Außerdem müsse endlich Schluss sein mit der ‚Generation Leiharbeit'. "Was wir brauchen ist mehr Sicherheit und weniger Armut durch reguläre Jobs", so Wetzel.
IG Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann warf den Arbeitgebern vor über 1.000 Teilnehmern in Rastatt vor, die dramatische Situation der Jugendlichen schön zu reden. "Über 15 Prozent weniger Ausbildungsplätze in zwei Jahren - das ist keine moderate Anpassung, sondern ein Kahlschlag und unverantwortlich für die Zukunftsperspektiven der Metall- und Elektroindustrie."
Hofmann wandte sich auch gegen die Praxis der Nichtübernahme oder ausschließlich befristeten Übernahme nach der Lehre. "Ausbildung ohne Übernahme bedeutet Zukunft ohne Perspektive." Nach einer aktuellen IG Metall-Befragung unter den Betrieben der Metall- und Elektroindustrie werden nur 26 Prozent der Auszubildenden direkt unbefristet übernommen. Und auch nur ein kleinerer Teil der auf Grund geltender tariflichen Regelungen für mindestens 12 Monate befristet übernommenen Auszubildenden bekommt demnach eine dauerhafte Chance im Betrieb.
"Nun gibt Südwestmetall selbst zu, dass die Hälfte der gut ausgebildeten Fachkräfte spätestens nach der befristeten Übernahme in die Wüste geschickt wird. Das ist angesichts des auf uns zukommenden Fachkräftemangels ein Skandal", so Hofmann. "Das ist ein von kurzfristigem Profitdenken getriebener Kleinmut! Wer von den Wachstumspotentialen unserer Branchen überzeugt ist - und ich bin es - kann angesichts des demographischen Wandels nicht auf gut ausgebildete Fachkräfte verzichten."
Hofmann verwies auf die vielfältigen Möglichkeiten, die das Tarifergebnisses 2010 beinhalte, Auszubildende auch bei weiter anhaltenden Auslastungsproblemen im Betrieb zu halten. "Statt Schönreden ist Handeln angesagt. Die IG Metall tut dies hier und heute."
Darauf verwies auch Lea Marquardt, die Jugendsekretärin der IG Metall Baden-Württemberg. "Wir sind nicht sprachlos und nehmen schon gar nicht alles hin, was man uns vorsetzt. Wir haben klare Vorstellungen und Forderungen, wie unsere Lebens- und Arbeitswelt aussehen soll. Die Realität sieht derzeit leider anders aus", sagte sie vor über 800 Metallern in Friedrichshafen. Es seien vor allem die jungen Menschen, die Deutschland in den Wettbewerben der letzten Tage und vielleicht auch in den kommenden Wochen ganz groß raus bringen würden. "Also tun wir alles dafür, dass sie auch in der Arbeitswelt endlich ganz groß rauskommen."
Aktionen gab es außerdem in Offenburg mit über 1.000 Teilnehmern und in Aalen, wo weit über 400 Gewerkschafter dem Aufruf der IG Metall gefolgt sind. Hauptredner in Offenburg war der Bundesjugendsekretär der IG Metall, Eric Leiderer. In Aalen sprach die stellvertretende DGB-Landesvorsitzende, Marion von Wartenberg.
Weitere Informationen zum Aktionstag sowie Interviews zur redaktionellen Verwertung mit Jörg Hofmann und Lea Marquardt finden Sie unter www.bw.igm.de bzw. www.jugend.igm.de

Letzte Änderung: 11.06.2010