Studiengebühren

IG Metall

13.02.2005 Soziale Schieflage wird verschärft - Leserbrief an die örtlichen Zeitungen

Die IG Metall spricht sich klar gegen Studiengebühren aus. Wir befürchten, dass sich die soziale Schieflage an den deutschen Hochschulen noch verstärkt. Schon jetzt sind Kinder aus sozial schwächeren Familien an den Hochschulen stark unterrepräsentiert. Diese Entwicklung hat sich mit Einführung der Studiengebühren für sogenannte Langzeitstudenten noch weiter verschärft. Diejenigen die besonders lange studieren sind unter anderem Kinder aus sogenannten bildungsfernen Familien, die einfach Zeit brauchen um sich an den Hochschulen einzugewöhnen. Außerdem muss ein deutlich höherer Prozentsatz von ihnen während des Studiums arbeiten.
Laut der 17. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerkes geht der Anteil von Studierenden aus sogenannten niedrigen und mittleren sozialen Schichten kontinuierlich zurück. Kamen noch 1982 noch 23% der Studierenden aus der unteren sozialen Schicht und 34% aus der mittleren soziale Schicht, so sah es bereits 2003 deutlich dramatischer aus. Nur noch 12% der Studierenden kommen aus der niedrigen und 27% aus der mittleren sozialen Schicht.
Im gleichen Zeitraum nahm der Anteil der Studierenden deren soziale Herkunft als Hoch eingestuft wird von 17 % auf 37% zu. Wir befinden uns also schon jetzt in einer Situation in der die soziale Herkunft in nicht hinzunehmenden Maße über die Zukunftschancen junger Menschen entscheidet.

Vielmehr fordern wir die Politik dazu, auf durch bessere Ausstattung und Förderung an den allgemeinbildenden Schulen dort die Quote von Abschlüssen mit Hochschulzugangsberechtigung zu steigern. Dadurch kann auch die Bildungsbeteiligung von Menschen aus bildungsfernem Umfeld gesteigert werden. Ganztagensangebote und Schulen in denen die Selektion nicht schon nach der Grundschule beginnt sind unbedingt notwendig. Wie von den Gewerkschaften schon bei der Reform des Berufsbildungsgesetz gefordert, halten wir es für unabdingbar, dass der Abschluss einer Berufsausbildung den Zugang zu Universitäten ermöglicht.

Der Zugang zu Bildung ist ein unveräußerbares Grundrecht! Dies erfordert den Abbau von Barrieren beim Hochschulzugang und nicht den weiteren Aufbau von Barrieren durch Studiengebühren.

Alfons Kuhnhäuser
2. Bevollmächtigter

Letzte Änderung: 30.03.2011